Ich könnte Bücher schreiben
„Ich könnte auch Bücher schreiben!“ Unzählige Male ist mir
dieser Satz zu Ohren gekommen nach Lesungen, Vorträgen, Fernseh- oder Radiosendungen zumeist mit einem leicht abwertenden Tonfall.
Sicherlich haben wir alle im Laufe unseres Lebens Erfahrungen, Eindrücke, Erlebnisse gesammelt, die es wert sind, erzählt zu werden. Und gewiss ist eine Vielzahl dieser Geschichten spannend, interessant und lehrreich. Schade auch um die Erzählungen, die der Öffentlichkeit verborgen bleiben, weil die betroffene Person sie nicht berichten mag oder kann bzw. gar nicht auf den Gedanken kommt, dies anderen Menschen mitzuteilen.
“Warum machen Sie es denn nicht?“
war häufig meine Antwort. Fadenscheinige Begründungen wechselten sich ab mit abgedroschenen Phrasen. Hin- und hergerissen zwischen tatsächlicher Bewunderung, Missgunst oder Neid. Weil die eigene Geschichte doch so viel besser geeignet ist, als Druckwerk die Massen von Lesern weltweit zu begeistern. Berühmt zu werden, das Geld mit der Schubkarre einzufahren mit dem einen einzigen Buch, das man versäumt hat zu schreiben.
Weil die Zeit fehlte, weil man nicht das Glück hatte, einen der zahlreichen Verlage, die täglich vor der Tür des Autors Schlange stehen, aussuchen zu können. Weil die Kinder oder der Ehepartner einen über Gebühr in Anspruch nehmen, weil der Haushalt, der Garten, das Ehrenamt, der Kegelverein oder was auch immer das unentdeckte Genie erfolgreich am Schreiben des epochalen Werkes hinderten.
Tja. „Ich könnte Bücher schreiben“
über die beachtliche Anzahl an Argumenten, die verhinderten, dass diese hochbegabten Mitmenschen ihre großartigen Werke nun doch nicht geschrieben haben. Sie werden uns für immer vorenthalten und wenn wir eines Tages diese Welt verlassen, nicht wissen, welch großartige Lektüre entstanden wäre, hätte man nicht immer wieder ihre Pläne boykottiert. Doch darüber möchte ich nicht schreiben.
Das Schreiben meiner eigenen Bücher
( s. obiges Beispiel des Chiemsee-Romans „Apfelkuchen für die Seele „) nimmt viel Zeit, Energie und Geduld in Anspruch. Recherchieren, die Geschichte formen, sie aufs Papier bringen, abändern, verwerfen, neu schreiben, korrigieren, den passenden Titel finden, das Cover entwerfen und so weiter. Es ist harte Arbeit, ein Buch zu schreiben. Wenn das Manuskript fertig ist, ist das Werk noch lange nicht beim Leser. Der Weg dorthin ist selten ein leichter. Der Existenz-Druck vieler Autoren ist nicht zu unterschätzen. Kein Buch schreibt sich mal eben so.
Ich würde mich freuen, wenn alle jene „ich könnte auch Bücher schreiben“, ihre Bücher tatsächlich schreiben würden oder den Satz beim nächsten Mal für sich behalten.
Viele Grüße vom Chiemsee, Ihre Gabriela Zander-Schneider
Text und Fotos: Gabriela Zander-Schneider